Julka und die Außerirdischen by Kir Bulytschow

Julka und die Außerirdischen by Kir Bulytschow

Autor:Kir Bulytschow [Bulytschow, Kir]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kinderbuch, Erzählungen, Science Fiction, Sowjetunion
Herausgeber: Der Kinderbuchverlag Berlin
veröffentlicht: 1989-11-15T00:00:00+00:00


10.

Die Bewährungsprobe

„Du bist verrückt, Verotschka“, sagte Semjon Semjonowitsch Jasnow der Ältere entschieden. „Ich will kein Wort mehr davon hören. Wir fahren zu einem Gastspiel ins Ausland, du aber schlägst mir vor, ein Tier ins Programm aufzunehmen, das wir noch gar nicht erprobt haben.“

„Der Tiger ist dressiert und bereits aufgetreten, das versichere ich dir“, beharrte Verotschka Jasnowa.

„Er arbeitet erstaunlich gut“, sagte Sjoma, „ich übernehme die volle Verantwortung für ihn.“

„Der Tiger ist in der Tat ungewöhnlich klug“, bestätigte die Großmutter. „Ich kann ihn euch nur empfehlen.“

„Kommt nicht in Frage“, entschied Jasnow endgültig und verließ das Zimmer.

„Schade, wenn in dieser Phase noch alles scheitern würde“, meinte seufzend die Großmutter und trat ans Fenster. Das Gehen fiel ihr leicht, sie konnte sich nicht genügend darüber wundern. „Es lag mir wirklich auf der Zunge, ihm zu sagen, daß unser Tiger viel mehr von Medizin versteht als unsre Ärzte.“

„Dann hätte er die Dringliche Hilfe gerufen“, sagte Verotschka. „Vater ist ziemlich altmodisch, er glaubt bei Tigern nicht an medizinische Kenntnisse.“

„Und wenn wir Trankwerri-Trankowerri einschmuggeln?“ schlug Julka vor.

„Das merkt Vater sofort“, sagte Sjoma. „Er kennt seine Tiere bis ins kleinste. Das gäbe einen Skandal – das ganze Programm würde auffliegen.“

Dieses Gespräch fand in einem Zimmer des Zirkushotels statt. Anfangs hatte es so ausgesehen, als ginge alles gut. Großmutters Information, die Jasnows würden zu einem Gastspiel nach Indien aufbrechen, stimmte. Nachdem Verotschka und Sjoma mit den Außerirdischen Bekanntschaft geschlossen hatten, waren sie zu leidenschaftlichen Verbündeten geworden, und auch der angesehene Trankwerri-Trankowerri war nach einstündigem Streit und Murren schließlich bereit gewesen, als zwar begabter, doch gewöhnlicher dressierter Tiger in der Manege aufzutreten. Und nun stellte sich ihnen plötzlich Jasnow der Ältere so entschieden in den Weg.

„Was bleibt uns anderes übrig“, sagte da Sjoma, „als zu einem Verbrechen Zuflucht zu nehmen.“

„Zu was für einem Verbrechen?“ fragte Verotschka.

„Ich werde Akbar ein Abführmittel geben.“

„Das ist doch Unsinn“, entgegnete Verotschka nicht allzu bestimmt. „Das ist Unsinn …“

„Haben wir einen anderen Ausweg?“

„Wir müßten darüber nachdenken.“

„Was denn, gleich heute ein Abführmittel?“ fragte die Großmutter.

„Morgen wäre es bereits zu spät“, antwortete Verotschka. „In zwei Tagen haben wir hier unseren letzten Auftritt, dann fahren wir nach Odessa und nehmen das Schiff. Wenn Vater den Tiger nicht sofort akzeptiert, gibt es keine Chance mehr.“

„Alles klar“, sagte Julka. „Ich hab mal die Biographie eines Schauspielers gelesen. Man hatte ihm keine Rollen gegeben, immer und immer wieder. Bis eines Tages der Hauptdarsteller erkrankte. Da fragte der Regisseur: ‚Wer kann die Rolle?‘ Und der Mann sagte: ‚Ich!‘ So wurde er an einem einzigen Tag berühmt.“

„Und was wird mit dem Python?“ erkundigte sich die Großmutter.

„Ich hab mit ihm gesprochen“, erwiderte Verotschka. „Er ist bereit, in einer Kiste nach Indien zu reisen. Als Gepäck. Anstelle von Vitaminen. Sollte es Fragen geben, sagen wir, er gehört zu den Requisiten.“

„Also gut“, sagte Julka, „beginnen wir mit der ‚Operation Tiger‘. Wer übernimmt welche Aufgabe?“

„Ich sorge dafür, daß Akbar seinen freien Tag bekommt“, erklärte Sjoma.

„Ich besorge im Zirkus Käfig und Transporter, um unseren Tiger abzuholen“, sagte Verotschka.

„Und ich übernehme den Zirkusdirektor“, sagte die Großmutter. „Er war mal der Bräutigam meiner verstorbenen Schwester.



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